Krippenkunst The art of crèches
Auszug aus: HANDWERK, Informationsorgan des Kurszentrums Ballenberg Heimatwerk, 3/2000. Text und Bild: Ursina Arn-Grischott www.kurszentrum-ballenberg.ch/
Excerpt from HANDWERK, the publication of the Schweizer Heimatwerk (organization of shops for Swiss native/popular art) and its schools for Swiss Handicraft and Art. Text and pictures: Ursina Arn-Grischott
40 Jahre Bildhauerei Schibig - ein guter Anfang ... ... so liest man in der Werbebroschüre. Der 70-jährige Josef Schibig, noch aktiv inmitten seines Betriebes, wirkt jünger, zeitlos. "Neue Ideen habe ich immer!", Die kreative Arbeit hat sein Leben geprägt und hat den sich immerfort entwickelnden und mit der Zeit denkenden Macher geleitet.
Der Internet-Auftritt der Familie Schibig ist unter www.sculptor.ch zu finden. Auch auf diesen Bereich hat sich der exzellente Handwerker, Zeichner und Künstler Schibig eingelassen. Tradition bewahren und mit der Zeit mithalten ist seine Doktrin; Kulturarbeit braucht ein Sensorium für die schnellen Veränderungen.
"Bildhauerei in Holz, Stein und Bronze", dahinter stehen nebst dem Holzbildhauer Josef Schibig und Martin Schibig, ebenfalls Holzbildhauer, Tochter Monika Schibig, Vergolderin, alle Berufsleute mit fundierten Ausbildungen. Sie stellen eine funktionierende Familienfirma dar, von welchen andere nur träumen können!
Gearbeitet wird in unterschiedlichen Werkstätten, alle untergebracht in einem grossen massgefertigten Gebäude: Steinbildhauerei, Handschnitzerei, Maschinenraum, Modellierwerkstätte, Vergolderei, Entwurfs- und Zeichnungsraum. Für den Besucher sind alle Arbeitsräume inspirierend, überall hängen und stehen neuere und ältere Arbeiten, Modelle, Skizzen, Zeichnungen. Eine Maria beugt sich über das Kind, dahinter erspäht man Teile einer traditionellen hölzernen Innerschweizer-Fasnachtsmaske; ein Kartonmodell in lebensgrossen Figuren, ein aktueller Auftrag in Holz, steht neben einem kleinen subtilen Gipsmodell von Mutter und Kind. Profane Figuren lehnen sich an religiöse Statuen, Masken und Grabmale treffen sich, eine ganze Palette menschlicher Gefühle und bildnerischer Aussage konfrontieren und beeindrucken.
Die Qualität ist entscheidend Sämtliche Entwürfe und Modelle für die Holzbildhauerei werden von Josef Schibig selber gemacht. Sein Betrieb ist einer der wenigen in der Schweiz, welcher seit Jahrzehnten Angestellte beschäftigt und Lehrlinge ausgebildet hat.
"Schon ganz am Anfang meiner selbstständigen Tätigkeit (1956) war zu erkennen, dass im Hochpreisland Schweiz auf unserer Branche ein Erfolg nicht in der Sparte der billigen Massenartikel, Souvenirs usw. liegen könne, sondern viel mehr im Bereich von handwerklicher und künstlerischer Spitzenleistung: ganz bewusst haben wir uns deshalb stets um jene Aufträge bemüht, wo weniger der Preis, sondern die Qualität entscheidend ist." Interessant ist, dass trotz den vorhandenen Holzbearbeitungsmaschinen, von der Bandsäge über den Pantografen bis zum Computer für die Ausarbeitung von Entwürfen und den gesamten Geschäftsablauf, die Handarbeit den grössten Teil - bis zu 90% der Arbeit einnimmt. Die Maschinen ersetzen die teure Handarbeit, können aber die kunsthandwerkliche und künstlerische Arbeit nie ersetzen.
Nach wie vor gefragt! Bei meinem Besuch ist ein Schnitzer dabei, Figuren der Maria zur Krippe "Ehre sei Gott" zu schnitzen. Krippenfiguren sind eine der vielen Spezialgebiete der Holzbildhauerei. Die Rohlinge in hellem Lindenholz werden maschinell ausgesägt, aber dann geht es in subtiler Handarbeit mit viel Können, Beurteilungsvermögen und Konzentration darum, die Figuren fertig zu schnitzen. Aus etwa dreissig unterschiedlichen Schnitzmessern muss für jeden Schnitt das richtige Messer gewählt und genau angesetzt werden, so dass ein sauberer Schnitt entsteht. Jede Figur soll der nächsten im Aussehen identisch sein! Ist sie es? Die Handschnitte wirken lebendig, man spürt, dass nicht eine Maschine am Werk war und doch stehen die gleichen Figuren reihenweise genau gleich da.
Serielle Handarbeit ist ein Produktionszweig, welchen der Betrieb auch braucht, um zu existieren. Sie kann als meditative Arbeit erlebt werden oder auch willkommene Tätigkeit sein im sonst stets fordernden kreativen Prozess. Diese serielle Schnitzerei hinterlässt Spuren einer Handschrift und hat somit eine andere Ausstrahlung als geschnitzte Figuren aus reiner Maschinenarbeit. Die Krippenfiguren "Ehre sei Gott" wurden in den fünfziger Jahren vom Schaffhauser Schnitzer Robert Hess entworfen und später der Holzbildhauerei Schibig in Lizenz vergeben. Sie sind beim Schweizer Heimatwerk zu kaufen. Die schlichten Formen wirken zeitlos; sie lassen der eigenen Fantasie Spielraum und sind bei Krippenliebhabern und -sammlern beliebt.
Josef Schibig hat auch eigene Krippenfiguren entworfen; sie werden immer noch geschnitzt und sind ebenso gefragt, so z.B. die Figuren "Oh du fröhliche", ein Entwurf aus dem Jahre 1956. In einer Zeit, wo die staatlichen Kirchen eine Baisse durchstehen müssen, erstaunt es eigentlich, dass Krippenfiguren und religiöse Skulpturen gefragt sind. Doch, meint Josef Schibig, ihm erscheine es wie eine Privatisierung des religiösen Lebens. Der christliche Hintergrund ist vorhanden, ein eigener Glaube auch, welcher ganz privat gepflegt wird. Dazu gehört auch die christliche Symbolik.
Wo Handwerk zur Kunst wird Eine weitere Spezialität der Holzbildhauerei Schibig sind die Orgelgitter, als Restaurierung oder Neugestaltung. Josef Schibig ist mit den unterschiedlichsten Stilen früherer Epochen vertraut. Er geht auf Bestehendes ein oder entwirft ganz Neues, sei es figürlich oder ornamental. Im Gespräch mit den Auftraggebern entwickelt sich das Werk. Bis jetzt hat die Holzbildhauerei Schibig europaweit bei mehr als 130 Kirchenorgeln mitgearbeitet und sich offensichtlich einen renommierten Platz unter den Schnitzern geschaffen: Sein jüngster Auftrag, eben in diesen Tagen eingetroffen, kommt aus Rom: Entwerfen und Schnitzen einer Orgel für die Sixtinische Kapelle. Diese künstlerische und handwerkliche Höchstauszeichnung freut alle, welche Josef Schibig kennen.
Ursina Arn-Grischott
"40 years Schibig Sculptor - a good beginning" that‘s what we read in the prospectus. Josef Schibig at 70 years of age is still fully active. His appearance belies his age. He is full of new ideas and, creative all his life, has strived to foster the undeniable talent he possesses.Josef Schibig has also brought his creative and artistic skills to bear on the execution of this website. It, too, expresses his committment to tradition combined with a willingness to adapt the technology of the times.
"Sculpture in wood, stone, bronze" is maintained by Josef and Martin Schibig, wood-sculptors, daughter Monika, gilder: all are formally trained craftspeople. This represents a well functioning, family-run shop of which many can only dream.They work in different departments, all in the same custom-built plant: stone-working, hand-wood-carving, machining, modelling (clay and plaster), painting/spraying, gilding, designing and drawing. For the visitor all these rooms are of interest.
You will find old and new works, models in clay and plaster, sketches, drawings. Maria bending over her child, at the rear parts of traditional Swiss masks; life-size cardboard-models for statues alongside a small delicate model for a mother with children. Secular statues leaning against religious ones, masks in juxtaposition with gravestones. A broad range of human endeavour and artistic expression confronts the eye.
Quality is deciding All the designs and models for the carvings are made by Josef himself. His shop is one of the very few in Switzerland which for decades has employed several sculptors and trains apprentices.
"Quite early at the start of my business I discerned, in a land of high prices like Switzerland there was no living to be made in sculpting the cheap low-end mass-items like souvenirs etc., but only in the making of quality items with artistic merit; so very deliberatedly we sought commissions where the price was of secondary importance.
Interestingly, that in spite of all the machines—from band-saw and pantograph up to computers—up to ninety percent of an item is handworked. Machines reduce the need for, but can not replace, expensive hand-crafting.
Demanded as much as ever During my visit a carver was sculpting statues of Maria for the crèche „Ehre sei Gott“. Nativity-scenes are one of the numerous specialities of Schibig Sculptor. The pieces are cut with the band-saw in lime-wood and form-milled with a pantograph. Then with great diligence and discernement the carver gives them their final form. From about 30 different gouges the correct one has to be chosen for every single clean and shining cut. Every figure aspires to be identical with the next. Is it? Each hand-cut statue has a liveliness all ist own, one feels that it is not the product of a machine, even if there are rows of them.
Repetitive carving is, unfortunately, a necessity for survival. It can be treated as meditative work, or a welcome break in an otherwise very demanding creative process. This serial carving leaves traces of a „signature“ and has a real positive radiance, different from cheap machine-“carved“ figures. The crèche „Ehre sei Gott“ was created in the 50‘s by Robert Hess, a carver from the Canton of Schaffhausen. In old age he granted Schibig a license to produce them. They are available at the Heimatwerk. Their unpretentious forms are timeless: they allow personal interpretation and are very popular with amateurs and collectors of crèches.
Josef Schibig too has designed several crèches: they are much in demand, for example the statues „O du fröhliche“, a design from the 50‘s. It may seem astonishing in a time of low interest in religion that crèches and religious statues are very much in demand. It could, perhaps, portend a move to a more to more private spiritual celebrations.
Where handicraft becomes art An additional speciality of Schibig Sculptor are ornaments for pipe-organs: restoring them and creating them anew. Josef Schibig is thoroughly conversant with ancient and modern styles. Schibig is equally at home with producing ornaments or statues attuned to the aura of an ancient church as with the creation of more modern or contemporary designs. The works are developed in dialogue with the customers. Schibig has contributed to more than 130 pipe-organs around Europe and has achieved wide recognition. His latest order, arrived in the last few days: design and carve ornaments in walnut for a large new pipe-organ for the Sistine Chapel in Rome. This highest mark of distinction pleases everybody who knows Josef Schibig. Ursina Arn-Grischott
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